BLS setzt auf 100-Millionen-Sanierung für 25 Jahre

Das ist so deutlich noch nie gesagt worden: Die BLS als Betreiberin der Bahnlinie Solothurn – Moutier tendiert darauf, die Lebensdauer des Weissensteintunnels mit einer Sanierung für rund 100 Millionen Franken für weitere 25 Jahre zu erhalten. Dies erklärte Daniel Wyder, Leiter Infrastruktur der BLS, am 6. Juli anlässlich einer Medienveranstaltung des Komitees «Weissensteintunnel erhalten».
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Der Weissensteintunnel ist in einem schlechten Zustand. Eine 2013 durchgeführte Studie ging von Kosten von 100 Millionen Franken für eine Instandhaltung für 25 Jahre oder 170 Millionen für 50 Jahre aus. Man habe den Tunnel bei der Übernahme 2006 in sehr schlechtem Zustand übernommen, sagte Daniel Wyder, Leiter Infrastruktur der BLS, am Mittwoch vor einer grossen Schar interessierter Medienschaffender. Der Unterhalt sei in der Vergangenheit vernachlässig worden, die Vorgänger hätten von der Substanz gelebt. Umso notwendiger sei nun die Sanierung. Geladen zu dieser Medienkonferenz der speziellen Art hatte das Komitee «Weissensteintunnel erhalten». Der durch alt Regierungsrat Walter Straumann moderierte Anlass begann mit der Abfahrt beim Bahnhof Oberdorf und machte schon nach sechs Minuten, mitten im Tunnel, erstmals halt. Vor dem Aussteigen bekam jeder ein Glas Absinth, welches er dann im Tunnel mit klarstem Jurawasser auffüllen lassen konnte. So klar wie dieses Wasser war auch das Statement von Daniel Wyder: «Unsere Stossrichtung geht dahin, eine Sanierung für 100 Millionen vorzunehmen», lautete das Bekenntnis des BLS-Vertreters. Man stehe hinter dem Fortbestand des Tunnels und der Bahnlinie Solothurn-Moutier. Die BLS sei bereit und ein entsprechendes Baugesuch bereits vorbereitet. «Aber nun ist es an der Politik, die Weichen entsprechend zu stellen», machte Wyder klar.

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Fürst: «Keine Alternative zur Sanierung»

Unterstützung in seiner Argumentation erhielt der BLS-Vertreter auch vom solothurnischen Baudirektor Roland Fürst, der die Zeit der Weiterfahrt bis nach Gänsbrunnen nutzte. Erst am Vortag hatte der Regierungsrat verlauten lassen, dass er eine Ergänzungsstudie zur bereits vorliegenden «Weissensteinstudie» in Auftrag geben werde. Angesichts der Tragweite des Entscheides des Bundes nehme er die Kritik insbesondere von Seiten der Parteien, Verbände und Gemeinden ernst, die im Namen der Vernehmlassung bemängelt hatten, die Studie behandle nicht alle Aspekte und gewichte die verschiedenen Varianten nicht richtig. «Wir wollen für den Erhalt der Solothurn-Moutier-Bahn kämpfen», sagte Fürst. Die Gründe für den Erhalt seien mannigfaltig und bekannt – «das einzige Gegenargument sind die Kosten». Trotzdem gebe es keinerlei Alternative zu einer Sanierung des Tunnels.

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Der «gute Freund» aller Thalerinnen und Thaler

Nach einer höchst amüsanten Rückfahrt – eine Extrafahrt des Vereins Tunnelkino, logischerweise mitsamt Filmpräsentation – ergriff beim Bahnhof Oberdorf der Präsident des Komitees «Weissensteintunnel erhalten», Nationalrat Stefan Müller-Altermatt, das Wort. «Für uns Thaler ist der Weissensteintunnel ein guter Freund», wurde er pathetisch. Ein guter Freund, der leider zum Politikum geworden sei. Eine Schliessung des Tunnels halte keiner Argumentation stand, viele verkehrs-, staats- und regionalpolitische Argumente sprächen ganz klar für eine Sanierung, sagte Müller-Altermatt. Ein erster politischer Schritt folgt im August, wenn die zuständige Ständeratskommission sich mit diesem Thema befassen wird. Der Weg bis zur definitiven Rettung werde ein mühseliger sein, prophezeite er. Und gab sich kämpferisch: «Wenn alle Beteiligten am selben Strick ziehen, dann werden wir unser Ziel auch erreichen.»

Ingenieur Walter Weber wagte am Ende des Anlasses auf Einladung des Komitees auch einen Blick zurück. Er war vor rund 20 Jahren Projektleiter des Berichts zur Angebotsüberprüfung gewesen, der damals zum Ergebnis gekommen war, dass sich der Tunnel für sechs Millionen Franken instand stellen liesse. Zwar sei es damals «nur» um die reinen Tunnelkosten gegangen, trotzdem, so Weber, könne er eine Summe von 170 Millionen Franken schlicht nicht nachvollziehen. «Ich vermute, dass unser damaliges Papier gar nie den Weg bis zur BLS geschafft hat», sagte Weber – und übergab Daniel Wyder gleich den Stick mit der entsprechenden Studie. Dieser macht gute Miene zum leicht provokanten Spiel und verdankte das Geschenk. Um aber gleich klarzustellen: «Wir von der BLS schauen nach vorn.»

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